Bücher und ihre Verfilmungen bilden manchmal ein heikles Gespann. Mal kann das gut gehen und mal eben nicht. Zum einen liest man ein Buch, an das reicht der Film nicht heran oder umgekehrt. Der Film ist so gut gelungen, dass er das Buch in den Schatten stellen, und schon bin ich beim Thema.
Es gibt ein Buch, das stand bereits viele Jahre in meinem Bücherregal, und immer habe ich gezögert, es zu lesen bis jetzt - FORREST GUMP von Winston Groom.
Den Film mit dem wunderbaren Tom Hanks habe ich schon etliche Male gesehen. Alle paar Monate läuft er bei mir über den Bildschirm. Er gehört zu jenen Lieblingsfilmen, von denen ich nie genug bekomme.
Und nun also habe ich das Buch gelesen, welches die Vorlage für das Drehbuch lieferte. Obwohl die Ahnung, meine Illusion würde zerstört, überwog doch die Neugier. Ich hätte besser die Finger vom Roman lassen sollen, denn er unterscheidet sich erheblich von dem grandiosen Film. Dabei liest sich der Klappentext ganz viel versprechend:
"Forrest Gump ist die fantastische Lebensgeschichte eines ganz und gar ungewöhnlichen Menschen. Für die einen ist er ein naiver Schwachkopf, für die anderen ein Held. Was er auch anpackt, es geht schief. In Wirklichkeit zählt aber für Forrest nur Jenny, die große Liebe seines Lebens." (Quelle Klappentext Heyne)
Das war es aber auch schon. Den Film im Hinterkopf war es schwer vorstellbar, dass dieses Buch die Vorlage für den Film lieferte. Die Abweichungen waren stellenweise elementar. Innerlich habe ich den Filmemachern zu ihrem Ergebnis beglückwünscht. Das muss man erstmal hinbekommen. Was der Film an Gefühl und Emotionen mitbringt, fehlt mir in dem Buch. Dafür ging mit dem Autor die Fantasie derart durch, dass es mir schon wieder übertrieben vorkam.
Ehrlich, wenn Forrest zur NASA nach Houston geht und zusammen mit einem Affen in einem Raumschiff ins Weltall geschossen wird, passt das mit meiner Vorstellung nicht zusammen.
Nicht nur, dass die Handlung und viele Szenen komplett abwichen vom Drehbuch, war mir der Protagonist selbst anfangs nicht sonderlich sympathisch. Überhaupt schwebte mir immer der nette Tom Hanks vor Augen. Der Held im Buch hatte gar nichts mit ihm gemeinsam.
"Und dann bin ich in die Breite gegangen. Mit sechzehn hab ich's dann auf 1,95 gebracht und auf 110 Kilo." (Quelle: Buch S. 12)
Wenigstens stieß ich auf Bekannte wie Bubba und Lieutenant Dan. Es tröstete mich fast, dass Forrest und Bubba auch im Buch gemeinsame Pläne für die Zeit nach der Army schmiedeten und ins Krabbengeschäft einsteigen wollten. Unsensibel wird es, als Forrest mit Jenny zusammentrifft. Von der zarten Liebe im Hinterkopf musste ich mich lösen und den rabiaten Buchschilderungen stellen.
"Forrest, ich will, dass du mich bumst." (Quelle: Buch S. 110) Na sowas.
Spätestens als Forrest im Buch auch noch kiffte, seinen Tapferkeitsorden dem Senatspräsidenten an den Kopf warf, im Gefängnis und der Nervenheilanstalt landete, bei Kannibalen auf der Speisekarte stand, klappte ich innerlich zu. Ich wehrte mich auch gegen die Vorstellung, dass Jenny nach einem Gefängnisaufenthalt kahlköpfig daherkam. Ich wollte mir meine Illusion nicht zerstören zu lassen 😰
"Man soll sich nicht über Dinge ärgern. Denn das ist ihnen völlig egal." (Euripides)
Trotzdem las ich das Buch bis zum Ende. Ich wollte ja wissen, wie das Ganze ausging und nein, ich werde es euch nicht verraten. Immerhin wurde mir der Buch-Forrest im Laufe der Geschichte sympathischer, wenn er auch dem Vergleich zum Film-Forrest unterlag. Bloß gut, dass jeder Leser sein eigenes Buchempfinden durchlebt.
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