Montag, 26. August 2019

Wie die Erfahrungen einer Frau öffentliche Aufmerksamkeit erregte ...

Der Autorenblogger und Schriftsteller Sven Hensel hatte vor einiger Zeit eine tolle Aktion ins Leben gerufen, #Autorinnenzeit. Deren Aktualität hat nicht abgenommen, im Gegenteil, Autorinnen sollte wesentlich mehr Beachtung im Literaturbereich geschenkt werden.

"Frauen im Literaturbetrieb werden, trotz der vielen Artikel und Fingerzeige auf das Problem, zu oft belächelt, ihr Schreiben „mit Anspruchslosigkeit gleichgesetzt“ (Autorin Zoë Beck in einem Beitrag der Welt), bei Preisverleihungen übergangen, sofern sie überhaupt einmal nominiert/vorgeschlagen werden, und sie haben weiterhin mit einer gläsernen Decke zu kämpfen, die sie daran hindert, zu ihren männlichen Pendants aufzuschließen, sei es in der gesellschaftlichen Wertschätzung oder auch ihrer Stellung im Literaturbetrieb." (Zitat Autor Sven Hensel)

Die Aktion #Autorinnenzeit ist zwar längst ausgelaufen, doch Autorinnen weiterhin in den Focus der sozialen Netzwerke zu rücken, ist auch mein persönliches Anliegen. So nehme ich den Anstoß zur Überlegung auf und weise in loser Folge explizit auf das Buch/die Bücher einer Autorin aus meinem Bücherregal hin.
Die Reihenfolge der Publikationen entsprechen keiner Wertung. Auch verzichte ich auf die Veröffentlichung von Rezensionen. Diese sind in meiner persönlichen Online-Bibliothek abgelegt.

Vor einiger Zeit las ich das Buch Nicht ohne meine Tochter von Betty Mahmoody


Wie die Erfahrungen einer Frau öffentliche Aufmerksamkeit erregte ... Blog Silke Boldt

Das Buch erschien erstmals 1988 in den USA. Ich habe die Ausgabe von 2015 gelesen, in welcher der Text den heutigen sprachlichen Gepflogenheiten und dem Wissensstand angepasst wurde. Die aktualisierte Neuausgabe hat an Ausstrahlung nichts eingebüßt.

Das Vorwort lässt ahnen, wie viel Kraft in der Autorin steckte, um die Angst sowie Depressionen zu überwinden und die Strapazen der Ereignisse zu verarbeiten. Die Amerikanerin schildert eindrucksvoll die Erlebnisse ihrer Ehe mit einem persischen Mann und die Flucht mit ihrer Tochter vor ihm aus dem Iran. Was als zweiwöchiger Urlaub dort begann, endete erst nach 18 Monaten unter Gefahr für Leib und Leben auf einer Flucht. Aus Angst vor ihrem Ehemann lebte Betty Mahmoody selbst danach noch viele Jahre mit geändertem Namen.

In ihrem Buch geht die Autorin ausführlich auf die ihr fremden Riten und Gewohnheiten im Iran ein. Bereits nach wenigen Tagen Aufenthalt stellte sie die ersten Veränderungen an ihrem Ehemann fest, der zunehmend von ihr und der gemeinsamen Tochter Gehorsam verlangte und sich nicht scheute diesen mit Gewalt durchzusetzen. Dem Anschein nach fügte sich Betty mehr und mehr, um den Grausamkeiten und Misshandlungen zu entgehen, doch heimlich suchte sie Hilfe. 

Die Autorin lässt den Leser teilhaben an ihren Gefühlen, der Ohnmacht nach Rückschlägen und der vermeintlichen Aussichtslosigkeit, ihrem Schicksal doch noch zu entkommen.

Das Buch wühlt auf, rüttelt an Grundsätzen innerhalb der Familie und fesselt die Aufmerksamkeit der Leser. Mahmoody verzichtet auf Schuldzuweisungen. Sie hat sich nie als misshandelte Frau verstanden. Erst als andere sie darauf aufmerksam machten, gelang es ihr, darüber zu sprechen, das Erlebte zu verarbeiten und aufzuschreiben. Ihr langer  und steiniger Weg zurück von einer fremden Gesellschaft nach Hause hat jedoch die öffentliche Aufmerksamkeit geweckt.

Die Geschichte wurde verfilmt mit der großartigen Sally Field. Das ist schon eine Weile her, man kann mal reinzuschauen, ist aber eher dramatisch aufgebaut und geht auf Bettys Gefühle weniger tiefgründig ein. Mir persönlich hat das Buch besser gefallen, weil es denen eine Stimme verleiht, die in ähnlichen Situationen leben.

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