Schon vor sechs Jahren hatte ich meinen 2. Krimi mit dem Arbeitstitel VERDRÄNGTE WAHRHEIT fertig geschrieben. Voller Freude überreichte ich das Manuskript einigen Testlesern. Was danach folgte, stürzte mich fast! in einen Abgrund.
Anstatt mein Werk lobend zu erwähnen, erntete ich ausreichend Kritik. Die tat weh, sehr sogar.
Was hatte ich getan? Welche Punkte waren verbesserungswürdig?
- Der Krimi war zu durchsichtig.
- Den Täter erfasste der Leser recht bald in der Story.
- Der Spannungsbogen klappte damit frühzeitig zusammen.
- Die Lektüre hielt meinen Leser nicht bis zum Schluss in Atem.
Je mehr die Schleier vor meinen Augen zerrissen, desto mehr lichtete sich der Vorhang.
Mein Blick auf die Mängel war nun frei, doch wie sollte ich das Werk so abändern, dass es letztlich den Leser erreichte, ihn mitnahm auf die Reise durch mein Buch? Ich war völlig ratlos, fühlte mich in meiner eigenen Story gefangen.
Lange Zeit fiel mir keine oder nur eine halbherzige Lösung ein. Ich begann das Buch umzuschreiben, verhedderte mich bereits nach wenigen Ansätzen. Die Figuren verfolgten mich bis in meine Träume, die Geschichte raubte mir bisweilen den Schlaf. Ich suchte nach Wegen und fand nur Steine. Wie sollten die mich vorwärts tragen?
Die schlimmste Erfahrung, die ich aus diesen Wochen mitnahm, war der zunehmende Frust. Ich stellte alles infrage. Sämtliches Geschriebenes, alle angefangenen Werke, die künftigen Projekte und nicht zuletzt die Profession. Meine Motivation landete im Keller, und ich war abgrundtief verzweifelt. Was sollte ich tun?
Noch bevor sich die Ideenlosigkeit, die das Abändern dieses 2. Krimis mit sich brachte, auf meine anderen Arbeiten ausbreitete, zog ich die Reißleine. Ich schob das ganze Projekt Krimi auf Eis, obwohl ich bereits mit dem 3. Krimi begonnen hatte, und widmete mich völlig anderen Projekten. Nebenher entdeckte ich meine Liebe für Thriller und härtere Krimis neu. Ich las, was ich in diesem Genre kriegen konnte.
Irgendwo schnappte ich den passenden Satz auf:
Ein Autor muss das Genre lesen und lieben, in dem er/sie schreiben will. (Click-to-Tweet)
Ich hoffte, mit dem Lesen entwickelten sich neue Ideen. Ich las die Bücher aufmerksamer, suchte nach den Kriterien, wie andere Autoren ihre Stories aufbauten, durchforstete die Bücher nach Elementen, die mich als Leser fesselten, sortierte die Werke nach gelungenen Spannungsbögen und eher flachen Geschichten. Ich stellte gravierende Unterschiede fest.
Allein die Idee zum Umbau meines eigenen Krimis blieb aus, bis ...
... ich eines Tages, nach etwa fünf Jahren, inzwischen zwei fertigen Manuskripten, etlichen Kurzgeschichten, intensiver Arbeit an meinem Blog und ständiger Weiterbildung, die Lösung fand - ausgerechnet auf einem holprigen Weg entlang der Steilküste. Ich fand das bezeichnend.
Ab dem Tag ging es aufwärts.
Auf einmal wusste ich, wie ich das Werk verändern musste. Was soll ich sagen?
Nachdem ich mich total festgefahren hatte, brauchte ich eben eine lange Zeit, mich von der ersten Fassung zu lösen. Die zweite weicht nun komplett von der ersten ab. Ich habe nicht umgeschrieben sondern neu geschrieben. Das machte Spaß und klappte wesentlich besser, als das vorhandene Manuskript zu überarbeiten.
Manchmal ist es besser, einen Neuanfang zu wagen, als auf alten Pfaden weiterzugehen.
Als ich das für mich erkannt hatte, ging es vorwärts.
Inzwischen ist mein Krimi fertig geschrieben. Die eigentliche Arbeit geht natürlich weiter. Überarbeitung, Cover, Titel, Klappentext, Korrektur, Lektorat, Testleser und so vieles mehr fehlen noch. Doch das Grundgerüst steht. Das macht mich sehr stolz. Ein Mal mehr habe ich es geschafft, mich aus einer verfahrenen Situation herauszuarbeiten.
Selbstverständlich halte ich euch auf dem Laufenden, wie die Verfolgung meines 2. Krimis weitergeht. Aber ab sofort nehme ich die selbst in die Hand.
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