Einleitend stelle ich eine Kurzgeschichte von Jaques Sternberg vor.
Der Text
"Seine Romane waren mittelmäßig, meistenteils endlos und miserabel gebaut, dafür war er stets über jede kleinste technische Neuerung in den verschiedensten Gebieten auf dem Laufenden. Als einer der Ersten kaufte er eine elektrische Schreibmaschine zu seinem persönlichen Gebrauch, und fiebrig wechselte er diese gegen einen Computer aus, ein Gerät der Spitzenklasse.
Von seiner Anschaffung elektrisiert, fühlte er sein Hirn in Schwingungen geraten und seine Inspiration sich dermaßen erhitzen, dass er binnen Wochenfrist, ohne auch nur einmal nachzulesen, die ersten hundert Seiten eines Romans hinwarf, der ihn großartig dünkte, nahezu ein Meisterwerk.
Eines Abends nun, so erschöpft wie berauscht von sich selbst, drückte er jene Taste, die ihm die Lektüre seines Textes gestattete, und stellte verdattert fest, dass davon nur ein paar einsame Absätze inmitten großer Leerstrecken übrig waren. Die Erklärung, die er dem Apparat abverlangte, stach ihm erbarmungslos, mit grün phosphoreszierenden Lettern, in die Augen: Speicherung verweigert. Mangelnden Interesses halber."
Nicht nur der letzte Satz dieser Geschichte stimmt mich als Autorin nachdenklich.
"Mangelnden Interesses halber" traf den aufgeführten Schreiberling wie einen Schlag. War das zurückzuführen, auf seine zeitweise schreibende Tätigkeit? Hatte er sich nebenbei mit zu vielen anderen Dingen beschäftigt? Mit welchen?
Zuweilen frage ich mich selbst nach gewissen Gegebenheiten, die notwendigerweise meine ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Habe ich nicht als Autor nebenher für das komplette Marketing zu sorgen, sofern kein namhafter Verlag hinter mir steht? Muss ich mich nicht selbständig um die Versionen und Auflagen meiner Bücher kümmern? Sollte ich neben dem Schreiben, mehr Zeit für den Blog, die Homepage und die Vermarktung aufbringen, um meinen Erfolg zu steigern?
Kaum ist mein Krimi "Im Zauber der Madonna - Ein Fall für Heinrich List" als Hardcover bei tredition erschienen, fragen mich meine Leser/-innen und Interessenten nach dem nächsten Fall des Kriminalhauptkommissars.
Die Lieferung des List 2 verzögert sich. Das Buch ist fertig, doch möchte ich die Hinweise meiner Testleser berücksichtigen. Deshalb habe ich mich zur Überarbeitung entschlossen. Ein schwerer Schritt, ich habe mit mir gerungen, ihn anzunehmen, wirft er mich doch um Wochen, Monate oder gar unbestimmte Zeit zurück. Allerdings bin ich es meinen Lesern schuldig, hervorragende Qualität anzubieten. Allein dieser Grund stimmt mich zuversichtlich, die anstehenden Buchteile gründlich zu überarbeiten.
Von mangelndem Interesse an meiner schreibenden Tätigkeit kann keine Rede sein.
Ich stürze mich in die bevorstehende Aufgabe und kämpfe mit den Schwachstellen meines zweiten Werkes. Erst dann wird aus meinem Text des Buches DER TEXT MEINES BUCHES.
Sollte es Ihnen genauso ergehen, wünsche ich Ihnen viel Durchhaltevermögen und Erfolg mit Ihrem Text!
Übrigens:
Für alle, die nicht auf die Fertigstellung von List 2 warten wollen - List 1 ist erhältlich als Hardcover, Taschenbuch und E-Book. Viel Spaß beim Lesen!
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